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Skulptur Projekte Münster

Skulptur Projekte Münster

Alle zehn Jahre bekommt die documenta Konkurrenz aus Münster. Die Skulptur Projekte sind zwar viel kleiner als die Kasseler Weltkunstschau, aber auch sie haben eine internationale Strahlkraft.

Wandeln über Wasser wie Jesus, eine Schrebergartenkolonie erforschen oder das Handy am Lagerfeuer aufladen – das alles ist Kunst. Die Skulptur Projekte in Münster, der kleine Konkurrent der documenta in Kassel, messen alle zehn Jahre den Puls der internationalen Kunst.

Die fünfte Auflage der 1977 gegründeten Freiluftausstellung lässt Werke von 35 Künstlern aus 19 Ländern buchstäblich mit der idyllischen Uni-Stadt verschmelzen.

Die erste Erkenntnis ist: Die herkömmliche Vorstellung von Skulptur als greifbarem Kunstobjekt führt völlig in die Irre. 40 Jahre nach den ersten Skulptur Projekten hat sich der Kunstbegriff im 21. Jahrhundert erweitert – und wird in Frage gestellt.

Tief in das Sozialgefüge einer Kleingartenkolonie taucht der britische Künstler Jeremy Deller im Schrebergartenverein «Mühlenfeld» ein. Zwischen akkurat geschnittenen Rasenflächen und einer bunten Blumenpracht hat sich Deller in einer schwer zu findenden Gartenlaube eingenistet. Zehn Jahre lang ließ Deller Schrebergärtner Tagebücher führen. 26 dicke Bände mit Fotos von Festen und Blumenkohl, Herbarien und Berichten über den Alltag in der Kolonie legt Deller nun vor: eine faszinierende Dokumentation der in Deutschland so typischen Kleingartenkultur. „In Großbritannien gibt es das nicht“, sagt der Konzeptkünstler. „Deshalb finde ich das so spannend.“

Performance und Kunst zum Mitmachen boomt in Münster allerorts. Die Istanbuler Künstlerin Ayse Erkmen lässt Besucher im Binnenhafen wie Jesus über Wasser laufen. Dafür hat sie knapp unter der Wasseroberfläche einen Steg aus Metallgittern gebaut. 64 Meter lang ist der Weg von Ufer zu Ufer, den man im knöcheltiefen Wasser watet. Das hat eher Abenteuer-Flair als künstlerische Tiefe. Auch über den tieferen Sinn des Tattoo-Studios für Senioren von Michael Smith lässt sich sicher streiten. Wobei hier der Begriff Körperkunst nahe liegt.

Einen denkwürdigen Beitrag zum digitalen Zeitalter leistet der Bremer Künstler Aram Bartholl mit seiner Handy-Ladestation am Lagerfeuer. Ein Generator wird in einer Pfanne über dem offenen Feuer erhitzt. Der dadurch erzeugte Strom wird über ein Kabel in ein Netzteil geleitet, an das man das Handy anschließt.

<em>Foto: dpa / Friso Gentsch
Skulptur Projekte Münster 2017: Eine Besucherin geht in Münster auf der Installation „On Water“ von Ayse Erkmen.

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