Wolfgang Tillmans in der Tate Modern
Die Tate Modern in London ehrt den deutschen Fotokünstler W. Tillmans als einen der wichtigsten und aufregendsten Künstler von heute.
Für Wolfgang Tillmans ist jede Ausstellung eine Installation. Deshalb legte der 48-jährige Fotokünstler auch kräftig mit Hand an beim Aufbau der Ausstellung «Wolfgang Tillmans 2017», die bis 11. Juni 2017 zu sehen ist.
Über 14 Räume zeigt die Tate Tillmans Arbeiten von 2003 bis heute, seinen Übergang von Analog-Kamera zur Digitaltechnologie, «abstrakter» Fotografie, Porträts, Stillleben, Video- und Musikprojekten. Ein ganzer Raum wird Plakaten und Anti-Brexit-Aufrufen gewidmet.
Zu sehen sind unter anderem die Werke «Sendeschluss», «The State We’re In», »Lampedusa» und «astro crusto» – das Bild des zerfleischten Hummers mit der Fliege. «Tillmans schießt keine Fotos, er kreiert Bilder», sagte der scheidende Tate-Direktor Christ Dercon.
Tillmans liebe die Fotografie und zeige zugleich sein Engagement für die Welt, so Dercon weiter. Er sei an Ethik und nicht an Technologie interessiert. «Er ist der Renaissance-Mann des 21. Jahrhunderts.»
Tillmans selbst gab sich eher bescheiden. Er erwarte nicht, dass die Besucher seine Arbeit «100 Prozent» verstünden, sondern hoffe auf «Resonanzen hier und da.» Er wolle den Menschen Mut machen, in der heutigen Welt keine Angst zu haben, sondern sich zusammenzuschließen und sie gemeinsam zu genießen.
Tillmans, der Anfang der 1990er Jahre in England studierte, erhielt im Jahr 2000 als erster Nicht-Brite und Fotograf den renommierten Turner-Prize. Mit einer Plakatkampagne engagierte er sich gegen den Brexit, über den er sich zutiefst enttäuscht geäußert hat.
Foto: dpa / Jörg Carstensen, Wolfgang Tillmans 2017 in Berlin