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„Wahrnehmungs-Parcours“

„Wahrnehmungs-Parcours“

Nicht hören, nicht sehen: Im Parcours der Lebenshilfe Frankfurt testen Nichtbehinderte den Umgang mit Einschränkungen.

Das Blind-Erschnüffeln von Lebensmitteln ist die erste Station. Handkäs riecht wie Kakao. Zumindest, wenn man mit verbundenen Augen an der hessischen Spezialität schnuppert. Wer so riecht, wird den Geruch nicht zuordnen können und eher meinen, es handele sich um wohlriechendes Kakaopulver oder vielleicht um Zartbitterschokolade.

Das Blind-Erschnüffeln von Lebensmitteln ist die erste Station des „Wahrnehmungs-Parcours“, den die Lebenshilfe Frankfurt am Main nun auf ihrem Gelände errichtet hat. Eine Begleiterin führt den Besucher an der Hand über das Außengelände der Lebenshilfe, die Augen bleiben verbunden. Langsam geht es über ein Rasenstück, die Stimmen der anderen Besucher entfernen sich. Dann bleibt die Begleiterin stehen: Man soll nun einmal neben sich tasten – ist es ein Strauch? Nein, einer der Äste ist zu massig. Ein Baum, mit pelzigen Blättern, aber welcher? Weiter geht es. Obwohl die Stimme der Gefährtin vertrauenswürdig klingt, mit verbundenen Augen bleibt man skeptisch und setzt nur vorsichtig einen Fuß vor den nächsten.

Solche Erfahrungen wollte Petra Hillekes hervorrufen, als sie den Parcours mit aufgebaut hat. Sie kümmert sich um ehrenamtliche Helfer, die sich für geflüchtete Behinderte engagieren. Es sei oft schwierig, einen Zugang zu finden: Sowohl körperliche als auch kulturelle Hürden müssten überwunden werden. Umso wichtiger seien die eigenen Erfahrungen, die man im Parcours sammle. „Wir wollen Sensibilität schaffen für die Abhängigkeiten, in denen sich Menschen mit Behinderung befinden“, sagt Petra Hillekes.

Das ist gelungen: Mal sind Nahrungsmittel mit verbundenen Augen zunächst zu ertasten, dann zu riechen und danach erst zu verkosten, mal sollen die Besucher mit schalldichten Kopfhörern versuchen, miteinander zu kommunizieren. Der Vorsitzende der Frankfurter Lebenshilfe, Volker Liedtke-Bösl, beobachtet in der Gesellschaft einerseits Aufmerksamkeit für Behinderte. „Trotzdem herrscht Unwissenheit in der Bevölkerung“, sagt er. Die Teilnehmer des Parcours geben durchweg eine positive Rückmeldung: Mehr Verständnis und Einfühlungsvermögen für Menschen mit Beeinträchtigungen möchten sie als Erkenntnis mit in ihren Alltag nehmen.

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