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Mit Vollgas ins Museum

Mit Vollgas ins Museum

Als 1991 die Proll-Komödie „Manta, Manta“ in den deutschen Kinos anlief, hätte man sich das nicht ausmalen können. Die namensgebende Kultkarre als Studienobjekt für Historiker? Als Exponat in einem ehrbaren Museum? – Nie im Leben.

Wer das Haus der Geschichte in Bonn besucht, kann nun aber genau das beobachten. Der Opel Manta B, wie er mit vollem Namen heißt, steht da in all seiner knallbunten Pracht in einer Ausstellung mit dem Titel „Geliebt. Gebraucht. Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos“.

Mit rund 800 Exponaten versucht die Schau, dem Verhältnis der Deutschen zu ihren Autos auf die Spur zu kommen. Vom Symbol der Freiheit bis zum Ausdruck der eigenen Subkultur, vom Kennzeichen der Macht bis zur Umweltsünde. Ein Auto kann für vielerlei stehen. In jedem Fall löst es Emotionen aus.

Viele Zeitdokumente zeigen, dass das Auto in Deutschland in der Tat kaum jemanden kalt lässt. Die Beziehung gleicht manchmal der zur Fußballnationalmannschaft. „Sind die Japaner besser?“, fragt etwa die „Auto Motor und Sport“ 1980 besorgt und alarmiert fünf Jahre später: „Gefahr aus Japan“. Die Bundesregierung wählt natürlich stets hochwertige Wagen heimischer Autobauer. Zu sehen ist in Bonn etwa ein Mercedes-Benz 600 Pullman.

Präsentiert werden aber auch kuriose Kult-Gegenstände: Plüsch-Würfel am Rückspiegel, „Baby fährt mit“-Aufkleber, ein Wackeldackel. Bei jedem Stück hat man unweigerlich sofort einen spezifischen Fahrer-Typus vor Augen. Das Auto ist eben auch eine „Klischee-Kiste“, wie einer der Macher der Ausstellung sagt.

„Deutschland ist ein Auto-Land“. Diesem Satz von Angela Merkel kann – spätestens nach einem Besuch der Bonner Schau – wohl getrost zugestimmt werden. Denn nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional dreht sich hierzulande eben viel um das vierrädrige Gefährt. Die Deutschen und ihre Autos – eine wechselvolle Liebesgeschichte!

Foto: Der Opel Manta aus dem Film „Manta Manta“ / Marius Becker / dpa

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