Die Postkartenschreiberin

Heute ist Welttag der Poesie. Dass die sich in Zeiten von Facebook und Co nicht zwingend aus unserem Alltag verabschieden muss, beweist eine Frau aus Stuttgart.

„Wetter gut, Essen lecker.“ So lesen sich viele Postkarten. Die von Sabine Rieker sind anders. „Danke fürs Sein ganz allgemein“, ist da zu lesen, oder „Für mich bist du ein Alltagsheld“.

Die Stuttgarterin ist Postkartenschreiberin – und was andere im Urlaub tun, macht sie hauptberuflich. Die meisten bekämen zwar gerne Karten, schrieben aber nicht gerne welche, meint die 30-Jährige. Bei ihr ist das anders.

Aber wer beauftragt jemanden, ihm eine Postkarte zu schreiben – und gibt dafür Geld aus? Begonnen habe alles so, erzählt Rieker: Um auszumisten, schrieb sie in einem Café gesammelte Postkarten an Freunde – auch an den Besitzer des Cafés. Der wünschte sich ein Abo: „Du schreibst mir Postkarten und ich gebe dir etwas dafür“.

Zunächst gab es nur kostenlose Cappuccinos als Lohn. Mittlerweile aber veranstaltet Rieker Postkarten-Lesungen und erhält manchmal sogar 50 Euro für das Schreiben einer Karte. Einen Festpreis gibt es nicht. „Ich überlasse es dem Gegenüber, was es ihm wert ist“, meint die junge Frau.

Fester Auftraggeber etwa ist eine Segelschule. Teilnehmer eines Kurses bekommen personalisierte Erinnerunskarten. Viele ihrer Kunden bestellen handgemachte Grüße für sich selbst, aber auch für Freunde, Familie. Etwa 1800 Karten schreibt Rieker pro Jahr.

Für die Postkartenschreiberin schließen sich analog und digital übrigens nicht aus. Auf Instagram stellt sie Fotos ihrer Karten ins Netz – und verbindet so virtuelle und haptische Grüße.

Bild: Franziska Kraufmann, dpa