Multitasking-Talente der Renaissance
Der Maler Lucas Cranach der Ältere war Martin Luthers PR-Stratege, gewiefter Geschäftsmann und verstand es wie kein anderer, seine Kunst zu vermarkten. Bis in die Moderne diente der neben Dürer bedeutendste deutsche Renaissance-Künstler als Vorbild. Picasso, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix oder Andy Warhol haben sich sich auf seine Bilder bezogen.
Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf nimmt jetzt, im Reformationsjahr, Lucas Cranach (1472-1553) in seiner Gesamtheit in den Blick. Rund 200 teils noch nie öffentlich gezeigte Werke trug das Museum für die opulente Werkschau „Cranach. Meister – Marke – Moderne“, die noch bis Ende Juli zu sehen ist, zusammen. Cranach war Hofmaler des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen, betrieb eine florierende Werkstatt, verbreitete mit Massenproduktion die Ideen der Reformation, hatte ein Apothekermonopol und engagierte sich nebenbei als Bürgermeister von Wittenberg.
Natürlich sind in Düsseldorf viele wegweisende Luther-Porträts zu sehen, die Cranach mit Hilfe seiner großen Werkstatt mit zahlreichen Mitarbeitern in Masse als Drucke europaweit vertrieb. „Ohne Cranach wäre die Reformation zweifellos nicht so erfolgreich gewesen“, meint Cranach-Experte Professor Gunnar Heydenreich. Der Maler hatte das Monopol auf Luther-Darstellungen und prägte so maßgeblich unser heutiges Bild des Reformators.
Zu verdanken hat die Nachwelt Cranach, jenseits seiner Relevanz für die Reformation, auch noch etwas anderes: Den ersten lebensgroßen Akt nördlich der Alpen nämlich. Auch Konkurrent Albrecht Dürer malte Akte. Der kleine, aber entscheidende Unterschied: Dürer malte Adam und Eva vor dem Sündenfall, Cranach danach.
Foto: dpa / Federico Gambarini