Das Beste aus Musik herausholen

Eine „Brille für die Ohren“ oder Musik als Medizin: Das Institut von Herbert von Karajan verbindet moderne Technik und klassische Musik.

Herbert von Karajan (1908-1989) hat bis heute rund 300 Millionen Tonträger verkauft – mehr als die Rolling Stones oder Britney Spears. Der weltberühmte Dirigent leistete nicht nur mit dem Taktstock Pionierarbeit – er arbeitete zeitlebens daran, die klassische Musik durch Technik einem größeren Publikum zu öffnen. Zusammen mit Sony-Gründer Akio Morita schuf er die digitale Aufnahmetechnik. Das japanische Unternehmen siedelte sich wegen Karajan sogar in dessen kleinem Heimatdorf Anif bei Salzburg an.

Das nach dem Dirigenten benannte „Karajan-Institut“ in Salzburg verwaltet nun nicht nur seinen Nachlass, sondern bietet Start-Ups und Entwicklern ein Forum. Ziel: mit Hilfe der Technik das Beste aus der Musik herausholen.

Für „eine Brille für die Ohren“ will zum Beispiel die App „Mimi“ sorgen. Ihr Entwickler Philipp Skribanowitz forscht, um das individuelle Hörvermögen zu optimieren. Denn jeder Mensch hört Töne und Musik unterschiedlich. Doch die Klangquellen sind bisher standardisiert, weshalb Skribanowitz Hörtests per Handy anbietet. Seine Vision: Die Ergebnisse sollen künftig von Endgeräten berücksichtigt werden. Wissenschaftler Yadid Ayzenberg erstellt dagegen Untersuchungen zu Musiklisten, die wie Medizin wirken können. Anhand der Herzfrequenz oder anderer körperlicher Signale können für Patienten spezifische Lieder eingesetzt werden.

„Ich wäre lieber 20 Jahre später geboren worden“, sagte Karajan einmal. Der Dirigent wollte noch länger erleben, was mit den Massenmedien möglich sei. Voller Vorfreude blickte er auf die digitale Revolution in seiner Branche. Mit dem, was an seinem Institut heute entwickelt wird, und mit dem bunten Technik-Treiben der Gegenwart überhaupt wäre der Maestro wohl sehr zufrieden.

Foto: dpa / Martina Hellmann