Portugals Nelkenrevolution – Ende der Diktatur

Im April 1974 putscht das portugiesische Militär und beendet damit die Diktatur. Die Demokratisierung in Südeuropa beginnt.

Nur wenige europäische Länder bleiben im 20. Jahrhundert ohne diktatorische Erfahrung. Auch in Spanien und Portugal herrscht seit den 1930er Jahren jeweils ein Diktator über das Land. In Portugal ist es António de Oliveira Salazar mit seinem Estado Novo.

In der autoritären Diktatur sind alle Parteien bis auf die União Nacional verboten. Oppositionelle Kräfte werden von der geheimen Staatspolizei verfolgt. Die sogenannte PIDE ist mit die wichtigste Stütze Salazars Herrschaft und ein bedeutendes Unterdrückungsinstrument.

Der Diktator setzt zudem auf eine konsequente Entpolitisierung des Landes. Die gemeine Bevölkerung wird bewusst in Armut, Unwissenheit und Rückständigkeit gehalten. Mit „Fado, Fátima e Futebol“, sinngemäß übersetzt mit Musik, Religion und Sport, will er das Volk kontrollieren. Mehr als ein Drittel der Portugiesen kann dank Salazars Schulpolitik weder lesen noch schreiben.

Ab 1958 sorgen die Kolonialkriege Portugals jedoch zunehmend für politische Schwierigkeiten. Salazars Nachfolger Marcelo Caetano, der ab 1968 das Land führt, kann der wirtschaftlichen Krise, ausgelöst durch kostspielige Kolonialkriege und über 40 Jahre Kampf gegen die „Übel der Moderne“ nicht beikommen. Gegen die wachsende Liberalisierung sowie die radikal demokratischen Bewegungen ist er machtlos.

Gegen 00:20 Uhr am 25. April stimmt der antifaschistische Protestsänger Zeca Afonso das Revolutionslied „Grândola, Vila Morena“ im Radio an, das später zur Hymne der Nelkenrevolution wird. Es ist das 2. Geheimzeichen für den bewaffneten Aufstand. 18 Stunden später ist Westeuropas älteste Diktatur offiziell gestürzt.

Das Volk jubelt den Befreiern in den Gassen Lissabons zu, beschenkt die Soldaten mit roten Nelken, die sie an Uniformen und in den Gewehrläufen tragen. Die rote Nelke ist ein internationales Symbol der sozialistischen Arbeiterbewegung und gibt der überwiegend friedlichen Revolution ihren Namen.

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