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Merkels Wechselbad am Roten Meer

Merkels Wechselbad am Roten Meer

Menschenrechtsverletzungen, fehlende Frauen-rechte. Dennoch: Nicht nach Saudi-Arabien zu reisen, wäre für Merkel die schlechtere Lösung. Und es gibt Hoffnung auf eine Öffnung.

Wenn Angela Merkel und der saudische König Salman zusammenkommen, prallen zwei Welten aufeinander. Das reicht von Freizügigkeit, Freiheitsrechten, Religionsfreiheit in einer Demokratie bis zur Verschleierung von Frauen, öffentlichen Auspeitschungen und Strafen bei nichtmuslimischen Glaubensbekundungen in einem autokratischen System.

Und dennoch wird schnell klar: Sich nicht zu treffen, wäre die schlechtere Lösung. Merkel spricht die schlechte Menschenrechtslage an. Auch speziell den Fall des in Saudi-Arabien inhaftierten Bloggers Raif Badawi. Sein Vergehen: Er setzte sich für die Gleichbehandlung aller Menschen ein, unabhängig von Religion und Weltanschauung.

Merkel sieht das Land aber in einem positiven Umbruch: „Es gibt Beschwernisse, aber es gibt auch Erfolge.“ Seit ihrem letzten Besuch 2010 sei die Rolle der Frau gestärkt worden, auch wenn das Land weit entfernt davon sei, was Deutschland unter Gleichberechtigung verstehe.

Saudi-Arabien ist aus deutscher Regierungssicht „dramatisch wichtig“ für die gesamte konfliktreiche arabische Welt. Der Syrien-Krieg, wo Saudi-Arabien in der US-geführten Koalition gegen den IS kämpft. Der regelrechte Hass zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, der wiederum an der Seite des syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad steht. Der Konflikt im benachbarten Jemen, wo das sunnitisch geprägte Saudi-Arabien mit Verbündeten schiitische Huthi-Rebellen bombardiert.

Berlin befürchtet eine weitere Eskalation. Merkel unterstützt die Bemühungen der Vereinten Nationen, dass Saudi-Arabien nicht militärisch, sondern politisch eine Lösung sucht.

Merkel will noch ausloten, inwieweit sie auf Saudi-Arabien beim G20-Gipfel der Industrie- und Schwellenländer im Juli in Hamburg zählen kann. Die Entscheidungen bei G20 müssen einstimmig gefasst werden. Jede Nuance ist da wichtig. Etwa beim Klimaschutz, dem der neue US-Präsident Donald Trump nicht viel Aufmerksamkeit beimisst.

In Gesprächen beim Mittagessen im Königspalast zu Merkels Ehren entwickeln sich schnell Diskussionen über Frauenrechte zwischen den Delegationsmitgliedern, über die kulturelle Vielfalt im Land und den ambitionierten Wirtschaftsumbau „Vision 2030“, der das Land unabhängig vom Öl machen soll. Das Programm könnte zugleich eine Modernisierung der ultrakonservativen saudischen Gesellschaft bedeuten. Jedenfalls hoffen darauf die jungen, aufstrebenden saudischen Politiker in dieser Runde am Mittagstisch.

Merkel sagt, vor 15 Jahren habe sich das gesamte Land noch durch die Erdöl-Einnahmen finanziert. Heute müsse sich die Wirtschaft selbst tragen. Schon das werde die Lage der Frauen verbessern, weil ihr Zugang zum Arbeitsmarkt verbessert werde.

Foto: dpa / Kay Nietfeld
König Salman gibt zu Ehren der Kanzlerin ein Mittagessen im Königspalast mit Hunderten Menschen, mehr als 90 Prozent sind Männer.

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