Alle für eine, eine für alle!
Am 14.8.1980 tritt die Belegschaft der Danziger Leninwerft in den Streik, aus dem später die Gewerkschaft Solidarność hervorgeht.
Der Auslöser für den bedeutsamen Streik, der heute vor 37 Jahren seinen Anfang nimmt, ist die widerrechtliche Entlassung von Kranführerin Anna Walentynowicz nur wenige Monate vor ihrer Pensionierung. Die gewissenhafte Arbeiterin und zeitweise alleinerziehende Mutter ist den Behörden schon lange ein Dorn im Auge, denn immer wieder macht sie sich für die Rechte der Frauen stark und und prangert auch allgemeine Missstände an. Trotz Verhaftungen und (versuchten) Entlassungen bleibt Anna stark gesellschaftlich engagiert, wirkt im Frauenrat ihrer Abteilung sowie im Betriebsrat mit.
Wegen der schlechten Lebensbedingungen in polnischen Städten kommt es im Winter 1970 vermehrt zu Streiks. Walentynowicz wird ins Streikkomitee gewählt. Der Staat schlägt die Arbeiterunruhen blutig nieder, 49 Todesopfer sind zu beklagen. Die Werftleitung versucht Anna in der Folge von den anderen Arbeitern zu isolieren.
Doch Walentynowicz, die sich im Alter von 10 Jahren bereits allein durchschlagen musste, tritt weiterhin öffentlich für bessere Arbeitsbedingungen ein. Am 7. August 1980 wird sie – trotz akuter Krebserkrankung – im Alter von 51 Jahren von der Werftführung fristlos gekündigt. Das löst am Morgen des 14. August den Streik in der Leninwerft sowie Solidaritätsstreik in weiteren Betrieben aus.
Gemeinsam mit dem ebenfalls aus politischen Gründen gekündigten Lech Wałęsa stellt Anna nach Streikende 21 Forderungen an die polnische Regierung, darunter die Zulassung freier Gewerkschaften sowie bürgerliche Grundrechte wie Streikrecht, Redefreiheit, Pressefreiheit und Meinungsfreiheit. Nach harten Verhandlungen werden alle Punkte angekommen. Anna und Lech gründen daraufhin gemeinsam mit anderen die Gewerkschaft Solidarność, die zum Sammelbecken der oppositionellen Kräfte Polens wird.
Foto: Wikimedia Commons
Gedenktafel am Wohnhaus von Anna Walentynowicz