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Ein Freilichtmuseum für Athen

Ein Freilichtmuseum für Athen

Die documenta, eine der wichtigsten Kunstausstellungen der Welt, hat begonnen. Zum ersten Mal öffnete sie ihre Tore nicht in Kassel, sondern in Athen.

Und die Kunst hat sich eingenistet, überall in der griechischen Hauptstadt, in Gassen, Bars, auf Friedhöfen und Plätzen. Zentrale Ausstellungsorte sind das Konservatorium und das Museum für zeitgenössische Kunst (EMST). Dabei ist das EMST ein wunder Punkt griechischer Kulturpolitik: Es wurde gebaut, aber mangels Geld bisher nie bestückt und vollständig eröffnet. Jetzt ist hier endlich reichlich Kunst zu sehen.

Dass die Griechen sich im Vorfeld der documenta 14 nicht wirklich für die weltbekannte Ausstellung interessierten, dürfte kaum verwundern. Zwischen Schuldenlast, Arbeitslosigkeit und steigender Armut gefangen, die Verhandlungen mit den Gläubigern, Neuwahlen oder einen möglichen Euro-Austritt stets vor Augen, gab es genügend andere Sorgen.

Jetzt aber geht es los, die Medien berichten, die vielen Performances und Aktionen werden sichtbar und lassen die Menschen innehalten. Das etwas geschieht in ihrer Stadt, wo doch sonst gerade für die Kultur überhaupt kein Geld mehr da ist, freut viele Athener. Und auch mit den Botschaften können sie etwas anfangen – etwa mit dem Banner des Kölner Künstlers Hans Haacke, das am Museum für Zeitgenössische Kunst prangt und auf dem in zwölf Sprachen „Wir (alle) sind das Volk“ steht.

Vieles von dem, was in Athen gezeigt wird, ist auf irgendeine Art und und Weise politisch. Der Künstler Ross Birrell zum Beispiel lässt einen Reiter-Verein von Athen nach Kassel reiten, auf jener Route, auf der vor kurzem auch die vielen Flüchtenden nach Deutschland kamen. Weniger symbolisch und eher praktisch ist da die Arbeit des in Pakistan geborenen Rasheed Araeen. Er hat auf dem Kotzia-Platz ein Zelt aufgebaut. 60 Menschen können dort zwei Mal am Tag kostenlos essen. „Food for Thought“ nennt Araeen seine Kombi aus Menschen-Zusammenbringen, Armenspeisung und Happening.

Bei der documenta 14 gehe es für Griechenland und Athen, wie eine griechische Zeitung berichtet, ausnahmsweise nicht um Tourismus, sondern darum, selbst neuen Antrieb zu gewinnen. Den kann die griechische Seele gut brauchen – und das Team der documenta 14 wäre sicher mehr als glücklich, wenn die dreimonatige Kunstschau dazu beiträgt.

Foto: dpa / Angelos Tzortzinis

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