Kinotipp: „Begabt – Die Gleichung eines Lebens“
Eine ehrgeizige Großmutter und ein notorisch unambitionierter Onkel streiten mit Witz und harten Bandagen um die Erziehungshoheit eines hochbegabten Mädchens. Videotrailer: https://www.youtube.com/embed/ClBK8n0VAbA
Die meisten Erziehungsberechtigten würden da wahrscheinlich dankbar beipflichten: Nach dem ersten Schultag von Mary sagt die Lehrerin Bonnie, das Kind sei hochbegabt und gehöre auf eine spezielle Schule. Was sonst, wenn eine Siebenjährige krumme Quadratwurzeln im Kopf ausrechnet und den Abschwung im Euroraum für unausweichlich erklärt?
Onkel Frank (Chris Evans) reagiert allerdings eher verdrossen. Der studierte Philosoph aus Boston, der lieber in Florida Boote repariert, wünscht sich für seine Nichte (Kinderstar Mckenna Grace) ein normales Kinderleben ohne Begabtenprogramme und Erwartungsdruck. Damit sie sich nicht jung umbringt wie einst die Mutter, seine Schwester, die eine geniale Mathematikerin war.
Dann allerdings taucht die förderwütige Großmutter Evelyn (Lindsay Duncan) auf, ebenfalls Mathematikerin. Sie fährt mit dem Mädchen an die Bostoner Elite-Uni M.I.T. und strengt eine Sorgerechtsklage an.
Der Drehbuchautor Tom Flynn schafft mit diesem Herzensprojekt einen durchgehend berührenden Film, Regisseur Marc Webb ist nach der romantischen Komödie „(500) Days of Summer“ und dem Superheldenfilm „The Amazing Spider-Man“ verantwortlich für die sensible Gefühls-Choreografie.
Der Film ist nicht nur ernst, sondern durch die Dialoge und Einfälle des Kindes auch witzig. So fiebert man umso mehr mit, ob das hinreißend eigensinnige Mädchen und der sehr schweigsame Onkel eine Familie bleiben dürfen. Dabei verteilt man seine Sympathien auf mehrere Figuren. Das Wichtigste und Schwierigste im Leben, erzählt dieser Film, ist die Familie.
Ab heute im Kino, USA 2017, 101 Min., FSK ab 6
Foto: dpa / Twentieth Century Fox
Mckenna Grace als Mary und Chris Evans als Onkel Frank harmonieren im Film ausgezeichnet.