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Spielen, singen, schlafen: Kunst mal ganz anders

Spielen, singen, schlafen: Kunst mal ganz anders

Ein Kunstmuseum, in dem man zerschlagenes Porzellan kitten, Tischtennis spielen und erotische Übungen machen kann? In Leverkusen gibt es das.

Das Museum Morsbroich befindet sich in einem quittengelben Schlösschen. Und dieses ist jetzt von oben bis unten mit Kunstwerken vollgestellt, die den Betrachter zum Mitmachen anregen. Ein Parcours der Kunst sozusagen.

Man kann zum Beispiel zum Aktzeichnen gehen. Der Akt ist eine überlebensgroße Frauenfigur, die mit den Augen klimpert. Die Zeichnungen gibt man danach dem Künstler, der die Puppe gebaut hat. Umgekehrt kann man in einem anderen Raum etwas bekommen: einen rosafarbenen Papierbogen mit einer Anleitung des amerikanischen Konzeptkünstlers Bruce Nauman, eines Experten für menschliche Sinneswahrnehmungen. Man wird dazu angehalten, seinen Körper fest gegen eine Wand zu drücken. „Dies wird wohl eine sehr erotische Übung werden“, schreibt Nauman dazu. Deswegen kann man dieses Werk praktischerweise in Kopie mit nach Hause nehmen.

In einem anderen Raum setzt man zerschlagenes Porzellan wieder zusammen. Eine Idee ist von Weltverbesserin Yoko Ono. Die Museumsleute haben dafür tagelang Tassen zerdeppert. In einer Kammer kann man sich verwandeln, indem man eine Schürze anlegt und sich hinter den Tresen eines Tante-Emma-Ladens stellt. Allemal gut für ein Selfie. Nächster Raum: leer. Aber dafür beginnt eine Museumsdienerin zu singen, sobald man hereinkommt. Geht das noch mit rechten Dingen zu in diesem Schloss?

Wer Durst hat, kann an einer Bar etwas trinken und sich dabei in ganz vielen unterschiedlichen Spiegeln betrachten. Wer müde ist, kann sich schlafen legen – in wunderbar duftendem Heu.

Die Wirtschaftsprüfer wird das alles nicht überzeugen. Das Museum soll schließen – jedenfalls haben Wirtschaftsprüfer das letztes Jahr vorgeschlagen. Der elitäre Spaß, so sagen sie, kostet viel Geld, und das hat die Stadt nicht. Sie haben herausgefunden, dass viele Leute in das Museum kommen, ohne zu bezahlen. Das sind zum Beispiel Schüler, die sonst nie die Gelegenheit hätten, Kunst zu erleben, weil ihre Eltern dafür kein Geld haben oder sich nicht dafür interessieren. Sie kommen, um zu zeichnen, zu schlafen oder Tischtennis zu spielen. Sehr unökonomisch. Und sehr menschlich.

Foto: dpa / Rolf Vennenbernd
Das Objekt «Mend Piece» (1966/2017) von Yoko Ono.

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